Donnerstag, 3. Dezember 2015

Rezension: `Schlaf der Vernunft` von Tanja Kinkel

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Spannend, beklemmend und unbedingt lesenswert!!!
















Tanja Kinkels neuester Roman befasst sich mit der Geschichte der RAF in Deutschland.  Die Terroristin Martina Müller, von der Presse `Das Mörder- Monster` genannt, soll nach  20 Jahren Haft begnadigt und aus dem Gefängnis entlassen werden. Das ist für einige Leute von Bedeutung-  für die Frauen und Kinder der Opfer, sowie für Martinas Tochter Angelika. 
Obwohl die Mutter vor zwanzig Jahren den Kontakt zu ihr abgebrochen hat und Angelika immer darunter litt, will sie ihr trotzdem nach der Entlassung zur Seite stehen.
Das konnte ich gar nicht nachvollziehen, aber ich bin ja auch nie in so einer Situation gewesen.

Das Geschehen wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, einmal aus dem Blickwinkel von Martina Müller, der Terroristin, und zweitens aus der Sicht der Opfer, zu denen ja auch ihre Tochter gehört.
Tanja Kinkel schaltet immer zwischen den 60er /70 er Jahren  und   dem Jahr der Entlassung, 1998,  hin und her.

 Ich kann mich noch sehr gut an die Angst und die beklemmenden Gefühle erinnern, die ich selbst als Jugendliche empfunden habe, wenn ich ein Kaufhaus, einen sogenannten Konsumtempel, betrat, oder mich an öffentlichen Plätzen befand.
 Die Gesichter der RAF Terroristen auf den Fahndungsplakaten hatte ich früher wirklich im Kopf und sie machten einem Angst.  Inzwischen ist man  irgendwie schon abgeklärter durch die dauernden Katastrophenberichte im TV.
Ich weiß heute noch genau, wie die Gesuchten aussahen, kann mich an die TV Berichte, sowie an den dünnen  Holger Meins in Unterhosen erinnern. Unter Freunden wurde damals heftig diskutiert; ob der Staat ihn verhungern ließ oder er seinen Tod selbst verschuldet hatte.

Tanja Kinkel hat die Geschichte  für meine Begriffe meisterhaft erzählt. Die beklemmende Atmosphäre und die Angst, die zur damaligen Zeit herrschten, hat sie perfekt eingefangen und das Gefühl kommt beim Lesen sehr gut rüber. Aber auch der andere Teil des Buches, die Zeit der Entlassung, die Engstirnigkeit der RAF Mitglieder, die tlw. auch nach all den Jahren ihre Meinung nicht geändert haben, und das immerwährende Leid der Hinterbliebenen,  ist gelungen erzählt.

`Schlaf der Vernunft` ist keine leichte Lektüre, aber das Buch ist auf seine eigene Weise extrem fesselnd und einige überraschende Wendungen lassen einen echt erschüttern.

Erschreckend finde ich, dass es anscheinend zu jeder Zeit Terroristen gibt, die nur nach ihren Idealen leben und keine andere Meinung gelten lassen. Gerade heute, wo der IS die schlimmen Anschläge verübt, wird mir bewusst, wie sich die Aussagen zu damals gleichen.

Das Buch ist geeignet für jeden, der sich für die Zeit der RAF in Deutschland interessiert, besonders packend wird es natürlich, wenn man die Zeit selbst miterlebt hat.





Ich danke dem Droemer Knaur Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplares.


Hier noch zwei Fotos, die ich auf der Frankfurter Buchmesse geknipst habe.

Tanja Kinkel im Interview mit Margarete von Schwarzkopf



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